Die Gründung

Die Sportgemeinschaft Egelsbach
ist ein Kind der Nachkriegszeit

1945 ordnete die Militärregierung an, die Sportgemeinschaft zu gründen. Die Sportgemeinschaft Egelsbach wurde am 10. November 1945 gegründet. Genau dieser Tag war es schließlich, für den im Jahr 1945 der damals kommissarisch eingesetzte Bürgermeister Peter Lautenschläger die Gründungsversammlung der SG Egelsbach anberaumt hatte.

Im Herbst 1945 war Fritz Schlapp viel im Dorf unterwegs, natürlich zu Fuß. Er suchte Leute für den Vorstand zusammen. So wurde im Kinosaal der „Lichtspiele” der erste Vorstand mit Fritz Schlapp – der wichtigste Mann in der Geschichte der SGE – gewählt. Vor dem Krieg hatte er viele Erfolge als Turner und Leichtathlet gefeiert. Noch wichtiger war: Mit den Nazis hatte er nichts zu schaffen gehabt. Die US-Militärregierung gab Schlapp 1945 die Order, eine Sportgemeinschaft aufzubauen. In einem Dorf wie Egelsbach war damals nur ein einziger Verein zulässig. Die Amerikaner wollten mit der Vereinigung erreichen, daß Ideologie im Sport keine Rolle mehr spielt.

Vor 1933 war alles nach Weltanschauungen getrennt. Es gab den "Arbeiter Turn- und Sportverein" und den "Arbeiter Radfahrerverein". Die Nazis lösten beide auf. Die bürgerlichen Sportvereine, Turngemeinde und Fußballclub, wurden „gleichgeschaltet“, nur der NSDAP genehme Vorstände waren erlaubt. Im Protokoll steht: „Die Vorstandswahl hat ergeben, daß die Zusammensetzung zu 7/10 aus Vertretern der 1933 verbotenen Arbeitervereine und zu 3/10 aus Vertretern der Turngemeinde und des Fußballclubs besteht.“ Es waren in der Tat die alten Egelsbacher Traditionsvereine, der Turnverein 1874, die Turngemeinde 1885 mit ihren Spielmannszügen, der Fußballclub 1903 und der Arbeiterradfahrverein Solidarität, die einen Neuanfang des Sports in einer Gemeinschaft wagten. „Die Verteilung war wichtig, um die Genehmigung der Militärs zu bekommen.“

Der Spielmannszug der SG Egelsbach beim Kerbumzug 1950; mit Tabourstab: Fritz SchlappEnde 1945, so ist es aus dem Protokoll zu erfahren, begann der Sportbetrieb auf Kreisebene nach und nach wieder anzulaufen. Voraussetzung für die Genehmigung zur Gründung: Dem Vorstand durfte kein früheres Mitglied der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen angehören. Schon im Dezember 1945 rannten die Fußballer dem runden Leder hinterher. Unter Bedingungen, die heute kaum vorstellbar sind. Sportschuhe oder Trikots gab es nicht zu kaufen. Jeder versuchte, Abgelegtes von US-Soldaten zu ergattern. Gespielt wurde auf dem Sportplatz im Brühl, eine Wiese mit zwei Toren, das Spielfeld streute der Platzwart mit Sägemehl ab. Und wenn ein Schiedsrichter gegen die SG pfiff, dann schmissen die Zuschauer ihn auch schon mal in den benachbarten Tränkbach (Parrebach).

Auch Turner, Wanderer, Handballer und Leichtathleten waren schon 1946 in der SGE aktiv.

Schon 1950 hatte der Verein 560 Mitglieder. Anderenorts lösten sich die zwangsweise gegründeten Sportgemeinschaften auf, die Egelsbacher nicht. Die Turnvereine waren die Wiege des Egelsbacher Sportes und der Sportgemeinschaft.

Viel Geschick

Fritz Schlapp erreichte, dass neben Handball und Fußball, Turnen und Wandern auch Leichtathletik-Übungsstunden angeboten wurden. Und nach mehreren Eingaben an die Amerikaner wurde es auch möglich, daß die Sängervereinigung, zunächst als Unterabteilung der SGE, ihre Arbeit wieder aufnehmen durfte.

Handballerinnen in den fünziger JahrenDer monatliche Mitgliedsbeitrag wurde damals auf 50 Pfennige, für Jugendliche auf 30 Pfennige, festgesetzt. Eine Abteilung nach der anderen wurde wieder aktiv auch der Spielmannszug und die Kunstradfahrer und mit den Abteilungen Boxen und Tischtenniskamen sogar zwei „Neulinge“ dazu. In den ersten Jahren mangelte es an vielem. Dem Schriftführer an Papier, den Fotografen, die das eine oder andere Ereignis gerne festgehalten hätten, an Fotomaterialien...

Nachdem Adolf Kappes die Kunsträder in Langen entdeckte – wieder einmal Langen –- wurden diese nach heißen Diskussionen nach Egelsbach zurückgeholt.

Wenngleich es einige Jahre dauerte bis eine Gemeinschaft vorhanden war, manch turbulente Sitzung, mit über 50% der Mitglieder ging hier im Eigenheim vonstatten. Immer in ausreichendem Maße vorhanden war jedoch der gute Wille, die Kooperationsbereitschaft und das Improvisationstalent. So wurden viele Hindernisse – auch ideologischer Art – gemeinsam überwunden.

Wachstum und Reife

In den fünfziger und sechziger Jahren kam die Sportgemeinschaft richtig auf Touren. Bei großen Vereinsfesten standen die SGE-Aktivitäten oft im Mittelpunkt und viele Abteilungen begingen große Jubiläen. Erinnert sei hier an die großartigen Auftritte der Kunstradfahrer mit Viererkunstradfahren (vier auf einem Kunstrad), den Sechsereinradreigen und dem Sechserschulreigen. Auch bei großen Auftritten in Frankfurt und anderen Städten glänzten die Egelsbacher mit ihrem Können. Leider löste sich die Abteilung Anfang der 60er Jahre auf. „40 Jahre Handball“ „90 Jahre Turnen und Sport“, „25 Jahre Boxen“ und nicht zuletzt „100 Jahre Spielmanns- und Musikzug“ waren willkommene Anlässe zum Feiern.

Wegen der Häufung örtlicher Feste verzichtete die SGE 1970 darauf, ihr 25-Jahre-Jubiläum festlich zu begehen. Stattdessen entschloss sich der Vorstand, 1974 ein großes Sportfest unter dem Motto „100 Jahre Sport in Egelsbach“ zu veranstalten, das an die Gründung des ersten Turnvereins 1874 erinnern sollte. Die SGE feierte ihren 50. Geburtstag zurückhaltend ohne Festakt, allerdings mit dem großen Klammernschnitzerbrunnenfest zünftig. Das lag vielleicht auch daran, dass für viele die Geschichte des Vereins nicht 1945, sondern 1874 beginnt, als der Arbeiter-Turn- und Sportverein gegründet wurde – oder zuviele Feste sind auch nicht gut – zumal die einzelnen Abteilungen ihre Jubiläen hatten.

Als Sportstätte stand außer dem Sportplatz Brühlwiesen anfangs nur der große Eigenheim-Saal und die zwei Schulturnsäle zur Verfügung. Dies waren zwei gegenüberliegende ehemalige Klassenräume, durch einen Flur getrennt. Bei Übungen mit Anlauf wurde in dem einen Raum losgelaufen über den Flur und in dem anderen Raum die Übung absolviert.1950 wurde der frühere Sportplatz östlich des heutigen Bürgerhauses wiederhergestellt, der während des Krieges als Kleingartenanlage gedient hatte.

Mit dem Bau des Bürgerhauses 1954, der vollständigen Inbetriebnahme des großen neuen Sportgeländes am Berliner Platz (1964) wurde der Grundstein für den heutigen Sportbetrieb der 2603 Mitglieder zählenden Sportgemeinschaft gelegt.

Die SG Egelsbach brachte immerhin knapp 20.000 m² Gelände - hervorgegangen aus dem Bodenbesitz des Turnvereins und der Turngemeinde - in die 40.000m² umfassende neue Sportanlage ein. Der Bodenbesitz des FC 03 – es waren 800 m²– wurden beim Bau des Kindergartens Brühl der Gemeinde übereignet.

Die Sporthalle der Ernst-Reuter-Schule, die Dr.-Horst-Schmidt-Sporthalle, die Tennisplätze und die erneuerte und modernisierte Sportanlage am Berliner Platz mit Rasenspielplätzen, Kunstrasenplatz, Kleinspielfeld, großer Leichtathletikanlage und Rollschuhbahn sorgen für sehr gute Sportmöglichkeiten. Wenngleich die Engpässe bei Hallenräumlichkeiten in den letzten Jahren gewachsen sind und neue Sportangebote zum großen Teil erst gar nicht angeboten werden können.

Zahlreiche Hessische Meisterschaften und sogar eine Deutsche Meisterschaft fanden auf der stets gelobten Leichtathletikanlage statt. So ist die SG Egelsbach stolz auf die Sportanlagen und der Gemeinde Egelsbach sei hier ein Großes Danke gesagt.

Es gibt heute keinen Bach mehr für Schiedsrichter. Die Fußballer spielen längst im Sportzentrum.

Stolz war man auf die fast professionelle Fußballmannschaft, die in der Regionalliga spielte. Das Erwachen war für die Sportgemeinschaft äußerst bitter und brachte sie an den Rand ihrer Existenz. Die größten finanziellen Probleme sind nach außen hin überwunden, aber Narben werden bleiben.

Das diesjährige Fest (1999) beweist aber auch, dass es weiter geht. Fast alle 12 Abteilungen sind an den Vorbereitungen der Veranstaltungen beteiligt und beweisen dass der Name Sportgemeinschaft auch Inhalt sein kann. Die Sportgemeinschaft Egelsbach hat sich natürlich in ihrem Angebot wesentlich gegenüber den Traditionsvereinen erweitert und verändert.

Breitgefächertes Angebot

War am Anfang das Turnen fast reine Männersache so sind in der heutigen Turnabteilung die Frauen in der Überzahl und zwar mit 606 zu 200. Das Geräteturnen ist nicht mehr dominierend, Breitensportgruppen wie

  • Eltern-Kind-Turnen
  • Gymnastik für Kinder
  • Senioren Breitensport
  • Seniorinnen Breitensport
  • Trampolin
  • Rhythmische Sportgymnastik
  • Funktionsgymnastik Frauen

sind gefragt.

Die jüngste Abteilung ist die Abteilung Ski-Wandern-Freizeit[heute Fahrrad] (SWF) die bereits über 10 Jahre besteht und mittlerweile knapp 300 Mitglieder zählt. Schon mancher 3.000-m- und 4.000-m-Gipfel wurde bezwungen mit und ohne Klettern.

Das jüngste Kind in der Sportlerfamilie ist die Abteilung Triathlon. Leider gibt es hier aufgrund der bekannten Hallenmisere so gut wie keine Trainingsmöglichkeiten in den Wintermonaten.

Mit dem SWF schließt sich aber auch ein Kreis wenn man an die anfänglich erwähnten Aktivitäten der Traditionsvereine denkt, wie Wandern, Radfahren usw. wir sind hier, wenn auch in modernerem Gewand durchaus in der Tradition geblieben.

Wie der Egelsbacher Sport sich in der Sportgemeinschaft 1874 Egelsbach entwickelt verdeutlichen einige Zahlen: Die kleinste Abteilung ist größer als mancher Traditionsverein, die großen Abteilungen sind größer als die Sportgemeinschaft nach ihrer Gründung.

Jahr Mitglieder Einwohner   %
1950 560 4.740   11,8
1962 980 6.490   15,1
1974 1.770 8.500   20,8
1987 2.039 9.089   22,4
1998 2.603 9.740   27,0
2010 2.151 10.697   20,0
2020 3.008 11.500   26,0

Mitgliederentwicklung

Bilanz der SG Egelsbach 2004

Die Sportgemeinschaft 1874 Egelsbach zählt mit 2377 Mitgliedern, 24,5% der Einwohner Egelsbachs in ihren Reihen und ist mit der größte von 381 Sportvereinen im Sportkreis Offenbach. Der Anteil der weiblichen Mitglieder beträgt 40,9%. 910 Schüler und Jugendliche werden betreut. In den 12 Abteilungen sind es bei den Schülern bis 14 Jahre sogar über 55 % der Egelsbacher Schülerjahrgänge. Insgesamt ist aber ein Abnahme der Mitgliederzahlen in den letzten Jahren zu verzeichnen!

In den Abteilungen Boxen, Fußball, Handball, Judo, Leichtathletik, Musikzug, Rollkunstlauf, Tennis, Tischtennis, Turnen, Volleyball und in der jüngsten Abteilung Ski-Wandern-Freizeit (heute "Ski-Wandern-Fahrrad") werden 138 Gruppen und Mannschaften zahlreiche Angebote gemacht.

Zusätzliche Angebote wie Rückenschule, Sportabzeichen, der große Lauftreff, Hausfrauen-Gymnastik oder auch Tai-Chi stehen auch Nichtmitgliedern offen. Die vielfältigen Möglichkeiten werden von 36 lizenzierten Trainern und 130 Übungsleitern betreut.

Bei allen Veranstaltungen wurden im vergangenen Jahr insgesamt 152.000 Teilnehmer gezählt. Für die vielfältigen Aufgaben mußten rund 105.000 Arbeitsstunden aufgewandt werden. In den 13 Abteilungen stehen über 200 Mitarbeiter für die Belange der Mitglieder zur Verfügung. Dieses Stundenaufkommen bedeutet, bei einem angenommenen Stundenlohn von 15,00 €, dass für ca.1,5 Millionen € Arbeitsleistungen in der SG Egelsbach erbracht wurden. Zusammen mit dem Jahresbudget steht eine Summe von ca. 2,0 Millionen €, die die SG Egelsbach erbracht hat. Würde diese finanzielle Leistung nur von bezahlten Kräften erbracht werden, müsste ein Mitgliedsbeitrag von über 15 € im Monat erhoben werden, was in etwa die Größenordnung von privaten Sportanbietern ist. Damit bewegt sich die SG Egelsbach an der Grenze der Belastbarkeit. Die größten Sponsoren der Sportgemeinschaft sind die SGE-Mitarbeiter selbst, insbesondere dieehrenamtlichen Mitarbeiter.

Auf sportlichem Gebiet wurden 2004 87 Meistertitel – errungen.

Trotz der Eigenleistung der über 220 Mitarbeiter in der SG Egelsbach die durch keinerlei öffentliche Zuwendungen auch nur annähernd aufgewogen werden können, müssen einiges an Personalkosten aufgewendet werden. Die SG Egelsbach ist einunentbehrlicher Faktor von Erziehung und Bildung, sie trägt bei zur Gesundheitsförderung und -erhaltung, zum sozialen Miteinander, zur sozialen Integration und zum gesellschaftlichen und kulturellen Leben in der Gemeinde Egelsbach. Sie unterstützt in vielfältiger Weise die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen. Sie bietet den Bürgern Freude und Spaß an körperlicher Bewegung und Aktivität. Dank an die Gemeinde Egelsbach, die trotz finanzieller Engpässe die fast kostenlose Nutzung der Sportstätten aufrechterhalten konnte.

In der Gründungsversammlung betonte das Mitglied Heinrich Niklas: „Nur die Einigkeit aller Sporttreibenden, zusammengefaßt in einem Verein gibt die Gewähr für eine gute Entwicklung.“ – Wie recht er hatte. Denn die größte Leistung in der Geschichte des Egelsbacher Sportes bestand und besteht darin, dass er sich als Gemeinschaft in einem Verein zusammengefunden hat und zusammengeblieben ist. Eine Person sollte besonders hervorgehoben werden. Er hat sich über Jahrzehnte als Vorsitzender der Sportgemeinschaft in hervorragender Weise um den Sport in Egelsbach verdient gemacht: Der damalige Ehrenvorsitzenden der SG Egelsbach Friedel Welz.

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